Reisebericht 2012

vom 25.01. bis 21.02.2012

Informationen & Impressionen

Berichte & Bilder i.R. des diesjährigen Hilfseinsatzes, sowie eventuell mit dieser Reise in Verbindung stehende Pressemeldungen. Berichte werden nach den technischen Gegebenheiten (Strom & Internet) vor Ort un- bzw. regelmäßig bzw. täglich eingestellt! Vorsorglich bitten wir um Verständnis für etwaige "Sendepausen" wg. nicht ausreichender, technischer Voraussetzungen vor Ort!

Teilnehmer/innen

  1. Bertels, Melina
  2. Böhm, Edmund
  3. Cauvet, Martin
  4. Pantleon, Sascha
  5. Schriever, Reinhard
  6. Vogt, Christoph
  7. Vogt, Ronja
  8. Wiegers, Ramona

Autor/en:
Melina Bertels, Ronja Vogt & Ramona Wiegers


"Ein Herz für Senegal"

Johann Wolfgang von Goethe hat geschrieben: „Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen. Wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht."

Diesen Spruch haben wir Ramona Wiegers, Melina Bertels und Ronja Vogt, uns zu Herzen genommen und sind zusammen mit der Hilfsorganisation „Ein Herz für Senegal“ in das sechs Flugstunden entfernte West-afrika geflogen. Wir sahen die Chance unsere Phantasien über den fremden Kontinent durch die Wirklichkeit zu korrigieren. Statt uns vorzustellen wie es dort sein könnte, haben wir erlebt wie es dort wirklich ist. Im Vordergrund stand natürlich auch dass wir helfen wollten, den Menschen etwas zu geben, was ihnen das Leben erleichtern würde, wenn auch manchmal nur das Versprechen, dass wir wieder kommen und sie nicht im Stich lassen werden.

 

Wir sind also nach wochenlangen Vorbereitungen, inklusive einiger schmerzhafter Schutzimpfungen, am 29.01.2012 mit einer 8köpfigen Gruppe von Düsseldorf nach Paris und dann von Paris aus in die Hauptstadt des Senegals, Dakar geflogen. Um 23:00 Uhr sind wir auf dem Flughafen in Westafrika gelandet und wir Drei hatten zum ersten Mal afrikanischen Boden unter den Füßen.

 

Nachdem wir fix durch den Zoll gekommen sind, wurden wir von einem afrikanischen Freund des Vereins, herzlichst in Empfang genommen. Mit dem Auto ging es dann weiter in das zwei Stunden entfernte Thies, fernab von jeglichem Tourismus, wo wir im Hotel Rex unsere Unterkunft fanden. Schon während der Autofahrt wurde uns klar, dass im Senegal andere Gesetze herrschen. Es wird gefahren nach dem Prinzip „wer bremst, verliert“, und da die Autos alle in einem sehr schlechten Allgemeinzustand sind, war die Fahrt zum Hotel schon recht aufregend.

Im Hotel angekommen, bezogen wir unsere „Suite“, die aus drei Betten und einem Bad mit Waschbecken und Toilette sowie einer Dusche ohne Wände bestand. Insgesamt war das Hotel besser als erwartet und wir haben uns schnell wohl gefühlt, auch wenn fließendes Wasser nicht immer selbstverständlich war. Nach der anstrengenden Reise wollten dann aber alle nur noch schlafen, was wir auch erfolgreich getan haben, bis um 5:00 Uhr morgens das Beten losging.

 

Beim Senegal handelt es sich um ein muslimisches Land, denn 74 % der Senegalesen sind Moslems und 

demnach wird auch mehrmals am Tag gebetet. Was sich anfangs sehr befremdlich für uns anhörte wurde schnell zur Normalität und nach einigen Nächten ist man davon auch gar nicht mehr aufgewacht. Der erste Tag stand dann ganz im Sinne des „Ankommen“. Als wir nach dem recht deutschen Frühstück aus dem Hotel gegangen sind und unsere Umgebung bei Tageslicht sahen, bekamen wir Drei erst mal einen kleinen Schreck. Gott weiß was wir erwartet haben, jedenfalls nicht das was wir zu sehen bekamen. Die Gebäude um uns herum waren alle sehr herunter gekommen, teilweise gab es richtige Bauruinen.

 

Da es im Senegal kein Recyclingsystem gibt, bestehen die Straßen aus Sand, Staub und Dreck. Es gibt kaum einen Fleck der nicht mit Müll beschmutzt ist und dementsprechend empfanden wir die Luft im Senegal als sehr ungesund.

Auf den Straßen herrschte immer viel buntes Treiben. Gegenüber von unserem Hotel befand sich eine Schule und wenn man die Straße herunterlief, kam man auf den Markt, auf dem man von Stoffen über Obst und Gemüse bis hin zu Büchern so einiges bekommen konnte. Auch freilaufende Rinder und Ziegen sowie Pferdekutschen die alles Mögliche transportierten, zeichneten das Straßenbild.

 

In der folgenden Woche haben wir sehr viel erlebt. Wie haben Kindergärten, Schulen und Dörfer besucht, in denen unser Verein Hilfe leistet. Immer mit dabei war unser afrikanischer Dolmetscher Antoine, der für uns Französisch-Deutsch und andersherum übersetzte.

Besonders prägend waren die Ausflüge in die Dörfer. Wenn die Kinder uns hinter den Fensterscheiben des Bullies als „Weiße“ erkannten, kamen sie angerannt, haben gewunken und freudig lachend „Tubab“ geschrien. Das Wort bedeutet nämlich „Weiße“. Beim Aussteigen wurden dann doch einige Kinder unsicher und haben sich nicht näher an uns heran gewagt. Das ein oder andere Kind hat sogar geweint, weil es noch nie zuvor in seinem Leben einen Menschen gesehen hat, mit einer anderen Hautfarbe.

 

Mit einer Hand voll Süßigkeiten haben wir dann aber schnell das Vertrauen der Kinder gewonnen und wir hatten viel Spaß zusammen.

 

Einmal haben wir Mädels mit den Frauen aus dem Dorf alleine gesprochen und sie dabei bevorzugt nach ihren Zukunftswünschen gefragt. Zum Beispiel möchten sie den von uns organisierten Alphabetisierungskurs fortführen, mit Nähmaschinen Kleider fertigen und Solarenergie nutzen, damit sie abends im Dorf noch etwas Licht haben. Außerdem hätten sie gerne einen kleinen Garten, um selbstständig Gemüse anzubauen.

 

Es liegt jetzt an uns diese Wünsche in die Realität umzusetzen. Doch am Ende waren es die Frauen die uns noch etwas mit auf den Weg gegeben haben. Zum einen, dass Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Nur wer gesund ist kann das Leben meistern, denn die Kranken sind früher oder später dem Tode geweiht.

Danach haben sie für uns getanzt und gesungen. Das Lied handelte davon, dass sie glücklich sind. Das zeigt uns mal wieder, dass Glück nichts Materielles ist, sondern von innen kommt. Man kann überall auf der Welt nach dem Glück suchen und man wird es nicht finden, weil das was man sucht, in einem selbst verborgen liegt. Abschließend haben wir noch einige Fotos von den Frauen gemacht. Eine von ihnen hat uns gefragt: „Warum wollt ihr uns fotografieren? Wir sind hässlich, alt und arm.“ Für uns aber, waren sie etwas Besonderes und jedes Foto wert.

 

Wir hatten viele schöne und tolle Momente in den acht Tagen.

Zum Beispiel haben auch die Kinder im Kindergarten für uns getanzt und gesungen. Wir hatten Einblicke in den Schulalltag und das Leben in den Dörfern. Wir haben in der Nacht auf Ronjas 18 Geburtstag von 1:00 bis um 4:00 Uhr morgens einen Container voll mit Hilfsgütern ausgeräumt und nachmittags bekam Ronja als Geschenk ein persönliches Trommelkonzert.

Das Leben im Senegal ist mit dem Leben in Deutschland kaum zu vergleichen. Teilweise sind es zwei  verschiedene Welten, wobei man nicht sagen kann dass die eine besser ist, als die andere. Wenn man Senegal nur mit den Augen sieht, scheint Deutschland erst einmal besser dazustehen.

Der ganze Müll, die bettelnden Straßenkinder, heruntergekommene Häuser, abgemagerte Tiere und dreckiges Wasser, mögen nicht gerade anziehend auf Touristen wirken. Doch wenn man die Augen schließt und mit dem Herzen sieht, erkennt man sehr gastfreundliche Menschen, die viel lachen und sich riesig über die kleinste Kleinigkeit freuen. Sie nehmen jeden so wie er ist, auch uns Farbige. Ja, richtig. In deren Augen, sind wir die Farbigen, weil wir braun werden, wenn wir in der Sonne waren, rot wenn uns etwas peinlich ist und noch weißer als weiß, wenn uns schlecht wird.

 

Im Senegal geht alles langsamer. Die Menschen sind viel gelassener und haben Zeit. Außerdem sind sie sehr hilfsbereit und immer für einen Spaß zu haben.

Jeder der Liebe zu Land und Leute mitbringt und keine Voreingenommenheit, der bereit ist das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen, wird seine Freude am senegalesischem Leben finden. Wir für unseren Teil, bereuen keinen Tag dort gewesen zu sein und würden jeder Zeit dorthin zurückkehren.