SONDERSEITE

Allgemeine Zeitung
Detlef Scherle 

Samstag, 03. Februar 2007


Kreisredaktion Coesfeld

Redakteure Detlef Scherle

 

Ruf:    +0049 2541 - 921157

eMail: kreis-coesfeld@azonline.de

Im Rahmen der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit, die heute unweigerlich dazu gehört, stand uns an diesem Samstag, dem Verein Ein Herz für Senegal e.V., eine sogen. Sonderseite zur Verfügung, die in Zusammenarbeit mit dem Kreisredaktion Coesfeld, Kreisredakteur Detlef Scherle, verschiedenste Themen aufgriff, 


die i.R. unserer Arbeit von allgemeinem Interesse sein dürften.


Und unter den nachfolgend aufgelisteten Titeln wurden Beiträge veröffentlicht, die Sie sicherlich interessieren werden. Wir danken an dieser Stelle der Allgemeinen Zeitung, Herrn Detlef Scherle für seine stete Unterstützung, unseren Verein, d.h. unser Tun & Wirken, der breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Denn wirklich jede Unterstützung zählt; nicht für uns, sondern für die Menschen im Senegal.

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Blinder Schüler heute Arzt

Diabetiker wünschen sich eigenes Zentrum

Ein Container

Erfahrungen in Afrika

"Herz der Entwicklung"

Klimawandel: Die Wüste wächst

Strahlende Gesichter für deutsche Helfer

Wer Freunde hat, der hat alles



Blinder Schüler heute Arzt

Unterstützung von Schulen & Kindergärten bleibt ein Schwerpunkt

"Cholera, Cholera" singen die Kinder im privaten Kindergarten "Tafsir e Assane" in Thiés. Wer sich nach der Toilette nicht die Hände wäscht, der wird schnell krank, kriegt Bauchweh, lernen sie von ihren Erzieherinnen, Freudig klatschen sie in die Hände und strecken mit der Begeisterung für das Lied die Gäste aus Deutschland an, die auch an vielen anderen Stellen schon Tänze vorgeführt bekommen haben. Den Kindern im Kindergarten haben sie Bilder, gemalt von Kindergartenkindern aus Münster, und Spielzeug, Spenden aus Kreis Coesfeld, mitgebracht.

 

Immer wieder steuern die Helfer auch Schulen an. Die Elementarschule (1. bis 6. Klasse) in Thiès erhält Papier und Unterrichtsmaterialen wie Tafeln, Kreide und Schultaschen. Auch in Schulen für Gehörlose und für Blinde ist die Freude groß, als die Vereinsmitglieder ihre Gaben überreichen. Stolz berichtet der Leiter der Blindenschule, dass einer seiner Schüler sogar studiert hat und heute als Arzt arbeitet. Das mutet wie ein Wunder, aber auch wie Hoffnungszeichen an angesichts hunderter Behinderter, die bettelnd auf der Straße leben. "In de Bildung zu investieren, das ist hier mit am wichtigsten", weiß Heiner Gehring. Deshalb soll die Unterstützung der Schulen ein Schwerpunkt bleiben.

Diabetiker wünschen sich eigenes Zentrum (1)

Verein überreicht Blutzuckermessgeräte

Kontakt aufgenommen hat der Verein "Ein Herz für Senegal" in Thiès, mit dem Verband der Diabetiker. Dieser erhielt für seine Mitglieder Süßstoff und Blutzuckermessgeräte.

 

Präsident Babarcar Maculy erklärte bei einer größeren Veranstaltung, an der rund 40 Personen teilnahmen und über die auch die senegalesische Presse berichtete, dass sich viele Diabetiker in Thiès Süßstoff und Medikamente nicht leisten könnten. Aber auch mangelnde Aufklärung sei ein Problem, so der Präsident. "Häufig wird die Erkrankung gar nicht erkannt." So erblindeten viele Betroffene oder erlitten Arm- oder Beinverluste. Der Verband will in der 300.000-Einwohner-Stadt Thiés ein Diabetiker-Zentrum aufbauen, in dem Untersuchungen und Beratungen stattfinden können. Bisher gibt es solche Einrichtungen nur in der Hauptstadt Dakar.

 

Für den Verein "Ein Herz für Senegal" sicherten Heiner Gehring und Peter Deckenbrock zu, zu prüfen, inwieweit er dieses Anliegen unterstützen kann.

Ein Container

10 Männer - 14 Tage - 35 Grad im Schatten

14 Tage waren zehn Helfer von "Ein Herz für Senegal" in der Region Thiès im Einsatz. Unser Redaktionsmitglied Detlef Scherle hat die Männer (acht aus dem Kreis Coesfeld und zwei aus Münster) in das Land der Sahelzone, dem westlichsten Afrikas, begleitet. Entbehrungen haben die Mitglieder des Vereins auf sich genommen. Zwei Tage zu spät kamen die Koffer an. 35 Grad im Schatten herrschte tagsüber.

 

Nicht immer gab es in der einfachen Unterkunft Strom und Duschwasser. Mit einem Container verschiffte Hilfsgüter, die im Kreis Coesfeld und in Münster gesammelt worden waren, verteilten sie - vor allem in abgelegenen Dörfern, aber auch in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern. Darüber hinaus wurden neue Projekte - von Brunnenbohrvorhaben bis zum Aufbau einer Diabetes-Station - vorbereitet.

Erfahrungen in Afrika

Sowas gibt es

Was die beeindruckenste Begegnung in Afrika war? Vielleicht als ein Senegalese erzählte, dass zwei seiner vier Kinder an Malaria gestorben sind - alle waren erkrankt, aber er hatte nur Geld für die Behandlung von zweien. Oder im Ambrosius-Dorf, wo schon zwei Jahre, nachdem der Brunnen tiefer gebohrt worden war, kein Wasser mehr kommt. Oder beim Besuch im katholischen Krankenhaus, wo es nur einen OP-Saal gibt, und wenn der belegt ist, weitere Notfälle nach Hause geschickt werden müssen.

Nein, am meisten haften geblieben sind - im wahrsten Sinne des Wortes - die bei einem Gang durch die Stadt Thiès ständig an die Hosennaht drängenden bettelnden Kinderhände. Hände von Fünf- bis Zwölfjährigen, die auf der Straße leben.

 

Das alles sind Bilder, die einem - zurück im Kreis Coesfeld - unwirklich vorkommen. Kann es sowas wirklich geben? Ja, sowas gibt es schon sechs Flugstunden entfernt von dem Land, in dem man sich über 3 % Mehrwertsteuererhöhung, Reformen im Gesundheitswesen aufregt. Aber - auch das ist eine wichtige Erfahrung dieser Reise - es gibt bei uns im Kreis Coesfeld Menschen, die die Maßstäbe für wirkliche Probleme nicht verrücken, die anpacken, viel Freizeit und Geld opfern, um Hilfe zur Selbsthil-fe zu leisten. Und diese Hilfe ist effektiv - jeder gespendete Euro kommt 1:1 an.

 

Viel Dankbarkeit schlug den Aktiven von "Ein Herz für Senegal" entgegen. Und so viel Fröhlichkeit in all der Not - vielleicht war, dass das beeindruckenste Erlebnis im Senegal.

Kontakt:

Ein Herz für Senegal e.V.
www.senegal-ev.de

Spendenkonto: 
Sparkasse Westmünsterland
Kto.-Nr.: 350 40 401
BLZ:       401 545 30

"Herz der Entwicklung"

Caritas-Chef A.Tine setzt auf Solidarität

Mit Abbé Ambrosius Tine, stellvertretender Bischof und Leiter der Caritas in Thiès, mit der der Verein "Ein Herz für Senegal" eng zusammenarbeitet, sprach unser Redaktionsmitglied Detlef Scherle über die Perspektiven der Entwicklungshilfe im Senegal.

Redaktion, D. Scherle:

Für wie effektiv halten Sie die Hilfe von "Ein Herz für Senegal". Ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein oder mehr?


Ambrosius Tine: 

Die Hilfe kommt an. Unser Land entwickelt sich - wenn auch langsam. Aber es geht erkennnbar voran. Es ist auch gut, wenn das Bewusstsein dafür wächst, dass wir in der einen Welt leben und Solidarität Not tut.


Redaktion, D. Scherle:

Wo sehen Sie die größten Probleme im Senegal?


Ambrosius Tine: 

Wasser - Gesundheit - Schule: Das sind die drei wichtigsten Bereiche. Aber die Grundlage für alles ist die Verbesserung der Bildungschancen. Die ganz große Mehrheit der Senegalesen sind Analphabeten. 65 % der Kinder können - trotz Schulpflicht - zur Zeit noch nicht zur Schule gehen, weil die meisten Eltern das Schulgeld nicht zahlen können. Und da liegt der Schlüssel für weitere Veränderungen im Land. Das ist das Herz der Entwicklung.


Redaktion, D. Scherle:

Wie meinen Sie das?


Ambrosius Tine: 

Wer einen Schulabschluss hat, hat bessere Chancen Arbeit zu finden und sich aus der Armutsspirale zu befreien.


Redaktion, D. Scherle:

Wie bekommen Sie mehr Kinder in die Schule?


Ambrosius Tine: 

Mit Unterstützung von Initiativen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien haben wir ein Schulpatenschaftsnetz mit aktuell 1.570 Patenschaften aufgebaut.


Redaktion, D. Scherle:

Wie funktioniert es?


Ambrosius Tine: 

Die Paten in Europa zahlen 82,00 Euro. Weitere 20 % tragen die Eltern des Kindes. Und davon kann ein Kind dann ein Jahr zur Schule gehen. Wir bezahlen damit vor allem die Lehrer und die Lehrmittel. Vom Staat bekommen wir nichts.


Redaktion, D. Scherle:

Können sich Paten und Patenkinder kennenlernen?


Ambrosius Tine: 

Ja. Erwünscht ist, dass ein regelmäßiger Briefkontakt entsteht. Die Kinder werden angehalten, dreimal im Jahr zu schreiben.


Klimawandel: Die Wüste wächst

Brunnen in senegalesischen Dörfern müssen immer tiefer gebohrt werden

Senegal / Thiés - "Toubab, Toubab!" zwei Dutzend Kinder rennen laut rufend und winkend neben dem Mercedes-Bus her, der über eine Sandpiste in ihr Dorf kommt. Hühner stieben auseinander. Toubab - das ist Wolof (neben der Amtssprache Französisch die verbreiteste Sprache unter den Einheimischen) und heißt Weiße. Die sind hier was Besonderes. Heiner Gehring aus Holtwick, Vorsitzender des Vereins "Ein Herz für Senegal" fragt nach den Dorfältesten. Und da kommt er auch schon mit anderen Bewohnerinnen herbeigelaufen. Breitwillig zeigt er das aus etwa 15 Rundhütten, gedeckt mit Palmblättern, bestehende Dorf. Schafe blöcken.

 

Die Helfer aus dem Kreis Coesfeld und aus Münster waren schon einmal hier in Ambrosius-Dorf. Vor zwei Jahren haben sie den Brunnen tiefer gebohrt - die Bewohner erinnern sich sofort. "Es hat sich einiges verändert", berichtet der Dorfälteste. Nicht zum Besseren. Von dem ursprünglich über 300 Bewohnern leben nur noch 120 im Dorf. Die anderen - vor allem die jungen Männer - sind weg. Ackerbau und Viehzucht konnte sie unter den gegebenen Bedingungen nicht mehr ernähren. Sie sind, wie die meisten der Hoffnung, in Thiès Arbeit zu finden, fortgegangen. Flucht in die Stadt, wo es ihnen auch nicht unbedingt besser geht. Die Arbeitslosenquote beträgt 80 %.

 

Der Älteste führt die Gruppe zu den Hirsefeldern. Verdorrt. Die letzte Regenzeit hat zu wenig Feuchtigkeit gebracht. Und jetzt - drei Monate nach Beginn der Trockenzeit - gibt der Brunnen kein Wasser mehr. "Wir müssen es aus dem Nachbardorf holen", erzählt der alte Mann. 7 km ist das weit. Die Frauen tragen es in Plastikschüsseln auf ihren Köpfen.

 

Am Dorfbrunnen angekommen, den noch eine schicke westfälische Schwengel-Pumpe ziert, sehen die Besucher das Dilemma selbst: Heiner Gehring lässt einen Eimer mit dem Flaschenzug hinabsausen - zieht ihn wieder hoch: "Leer!"

Noch einmal tiefer bohren? Ein hoher finanzieller Aufwand für nur noch so wenige Menschen - und für wie lange? Der Verein entschließt sich, anders zu helfen. Ein Esel soll für den Wassertransport finanziert werden. Decken und andere Hilfsgüter, vor allem Kleidung, haben sie mitgebracht. Die Dorfbewohner teilen alles friedlich. Warme Decken in Afrika? Mag sich so mancher fragen. Aber nachts wird es empfindlich kalt. Und die Menschen, der Älteste öffnet für die Deutschen bereitwillig seine Hütte, schlafen auf dem Erdboden. Ein wackeliger Schrank steht in der Ecke, eine Kiste mit Kleidung - die ganze Habe.

 

Die Szenen wiederholen sich von Dorf zu Dorf. Immer wieder werden die Helfer freudig empfangen. Wasser zu bekommen, um bescheidenen Anbau zu betreiben, ist überall das größte Problem. Deshalb hat der Verein vor zwei Jahren ein großes Bohrgerät in den Senegal geschafft, mit dem eine Tochterfirma der örtlichen Caritas fleißig bohrt. Aber damit allein ist es nicht mehr getan, berichten Experten der katholischen Kirche. Der Klimawandel wirft sie immer wieder zurück. Normalerweise wären es im Januar 25 bis 28 Grad. In diesem Jahr klettert das Thermometer auf 35 und mehr Grad. Immer mehr Brunnen "fallen trocken". Die Wüste Sahara breitet sich aus.

 

Nomaden, die in der Dorngrassteppe Rinder weiden, drängt sie nach Süden. Und dort geraten sie in Konflikt mit Bauern in den Dörfern, weil die Herden über die mühsam bestellten Felder trampeln und alles wegfressen. Wenn das nicht schon die ebenfalls häufiger werdenden Heuschreckenschwärme erledigt haben.

Strahlende Gesichter für deutsche Helfer

Mit Martin Cauvet (l.) und Peter Fallbrock (r.) waren auch zwei Schapdettener am diesjährigen Arbeitseinsatz des Vereins "Ein Herz für Senegal" beteiligt. In abgelegenen Dörfern in der Region Thiès im westlichsten Land Afrikas verteilten sie Hilfsgüter wie Decken, Kleidung, Süßstoffe für Diabetiker und Rollstühle. Die Bevölkerung brachte ihnen große Dankbarkeit entgegen.

In jedem Dorf waren sie stets schnell von einer gro-ßen Schar Kinder umringt. Peter Fallbrock: "Es ist einfach toll, diese strahlenden Gesichter zu sehen. Dafür lohnt sich jede Mühe." Das weitere Augenmerk der Helfer galt der Wasserversorgung auf dem Land, die aufgrund des Klimawandels immer schwieriger wird. Der Verein hat ein Bohrgerät in de Senegal geschafft, mit dem neue Brunnen ge-bohrt oder bestehende tiefer gemacht werden können.

Wer Freunde hat, der hat alles

Wie ein Krankenhaus in Armut arbeitet

Der Senegal ist ein muslimisches Land. Nur 6 % sind Christen. Von den nichtstaatlichen Krankenhäusern sind allerdings die meisten christlich - so auch St. Jean de Dieu (Johannes der Teufer) in Thiès. Der Chefarzt Dr. Juao da Veiga erzählt beim Rundgang durch das 110-Betten-Hospital von den argen Finanzproblemen. Im Senegal gibt es keine Krankenversicherung - kranke Menschen müssen ihre Behandlung selbst bezahlen. Sofort. "Bei uns versuchen wir auch möglichst viele Armen, die nicht zahlen können, zu helfen", berichtet er. Allerdings gehe das immer nur so lange, wie das Geld reicht. Und durch diese Politik der Nächstenliebe habe das Krankenhaus selbst vor kurzem knapp vor dem Aus gestanden. Um Geld zu sparen, habe man sogar den Verwaltungsdirektor entlassen - dessen Aufgabe erledigten die Ärzte nun mit. 

 

Die Liste des Mangels im Krankenhaus ist lang. "Wir haben nur einen OP", so da Veiga. Wenn dort operiert werde und ein zweiter Notfall komme, gebe es ein Problem. Er führt die Deutschen auf die Kinderstation, wo der leitende Arzt ein wenig Deutsch spricht. Er hatte Deutsch in der Schule. Ein kleines Mädchen mit einer Meningitis wird gerade intensiv-medizinisch behandelt. Ihr Vater konnte die Kosten für die teure Versorgung aufbringen. "Viele können das nicht", erklärt der Arzt.

 

Schnell sind helfende Hände da, als die vom Verein mitgebrachten Hilfsgüter ausgeladen werden: ver-schiedene in Deutschland ausrangierte, aber noch funktionstüchtige medizinische Geräte, Medikamente, Unterarmgehhilfen, Einmalhandschuhe, OP-Tücher, Rollstühle, Arztkittel, Desinfektionsmittel - alles woran es mangelt.

 

Die Krankenhausbelegschaft - 110 Mitarbeiter - ist dankbar für die Spenden. "Wer Freunde hat, der hat alles", freut sich Dr. da Veiga über den Besuch der Delegation des Vereins. Der stellvertretende Vorsitzende Peter Deckenbrock sagt ihn weitere Unterstützung zu: "Wir wollen die Zusammenarbeit ausbauen." Er lobte ausdrücklich die Sauberkeit im Krankenhaus. In vielen staatlichen Krankenhäusern im Senegal habe er das schon ganz anders erlebt - da sei die Identifizierung der Mitarbeiter mit der Einrichtung nicht so groß.

 

Beeindruckt hat die Vereinsvertreter auch, das im christlichen Krankenhaus keine Unterschiede gemacht werden. Hier wird Moslems genauso geholfen wie Christen. Ein Grundsatz, den "Ein Herz für Senegal" sich auf die Fahne geschrieben hat.