2 Beiträge in der Ausgabe

Allgemeine  Zeitung  (Kreis Coesfeld)

Detlef Scherle 

Donnerstag, 23. März 2006


1.)

Bei Durchfall droht schon der Tod


2.)

Wasser sprudelt aus über 60 neuen Brunnen


Bei Durchfall droht schon der Tod

"Ein Herz für Senegal": Zwei Mitglieder hospitieren in Hospital

Kreis Coesfeld/Thiés - Ein kleiner Junge geht Sylvia Merschformann nicht aus dem Kopf. Der Neugeborene wurde mit Durchfall ins Regionalkrankenhaus von Thiès eingeliefert. "Er erbrach. Es folgte Atemstillstand", erinnert die Krankenschwester sich an dramatische Szenen. "Bei uns wäre er sofort mit Blaulicht auf die Intensivstation gekommen", zieht die Holtwickerin einen Vergleich. Doch im Senegal - das erfuhr die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Vereins "Ein Herz für Senegal" bei einem zweitägigen Praktikum in dem Krankenhaus - ist das anders, "weil es einfach an vielen grundlegenden Dingen fehlt".

 

Da können, wie bei dem kleinen Jungen, schon einfache Erkrankungen zum Tod führen, weil nicht schnell genug adäquat geholfen werden kann. "Und ganz viele kommen gar nicht erst ins Krankenhaus", berichtet die MTA (Medizinisch-Technische-Assistentin) Margot Leveling (Holtwick), die ebenfalls zwei Tage lang im Labor des Krankenhauses hospitierte. Denn es gebe keine Krankenversicherung wie bei uns. Die Behandlung müsse bar bezahlt werden - was sich die meisten gar nicht leisten können.

 

Die jungen Frauen gehören zu einer achtköpfigen Delegation des Vereins "Ein Herz für Senegal", die vor kurzem in dem afrikanischen Land neue Hilfsprojekte vorbereitete. "Wir wollen genau wissen, woran es fehlt." Darum seien solche Erkundungen wichtig, erklärt Franz-Josef Leifeld (Coesfeld), Presse-sprecher des Vereins. Denn es bringe nichts, zum Beispiel Geräte hinzuschicken, die gar nicht bedient werden, beziehungsweise nicht vor Ort repariert werden können. Woran es mangelt - das haben Sylvia Merschformann und Margot Leveling schnell erkannt. "Wenn Blutwerte bestimmt werden sollen, müssen die Proben nach Dakar geschickt werden", erzählt Sylvia Merschformann. Das dauere dann oft mehrere Tage, bis das Ergebnis da ist. Deshalb werde dringend ein Flaschenphotometer benötigt. "Vielleicht gibt es ja irgendwo noch ein gebrauchtes Gerät, das ausgemustert werden soll", hat sie die Hoffnung, dass sich dafür ein Spender findet. Das gilt auch für ein Blutgasanalysegerät, das im Labor des Krankenhauses ebenfalls fehlt, wie Margot Leveling feststellte.

 

Beeindruckt hat die beiden Frauen, wie der Krankenhausalltag im Senegal bei all den Engpässen an Personal und Material organisiert wird. Die Pflege, so Sylvia Merschformann, übernähmen größtenteils die Angehörigen der Kranken selbst. Sie bringen ihnen auch Essen, das im Innenhof des Krankenhauses von ihnen gekocht wird. Acht bis zehn Patienten teilen sich ein Krankenzimmer. "Aber am menschlichen Miteinander mangelt es nicht", stellt Margot Leveling klar. Die Solidarität untereinander, insbesondere in den Familiensystemen, sei groß. Und auch zwischen den Religionen gebe es keine Probleme: "Die Mehrheit im Senegal ist muslimisch, das Krankenhaus christlich."
Von der dort praktizierten engen Zusammenarbeit der Religionen könnten sich viele andere Länder eine Scheibe abschneiden.

 

Informationen gesammelt haben die beiden Frauen vor Ort, auch im Hinblick auf eine Diabetesstation, die mit Hilfe aus dem Kreis Coesfeld in dem Regionalkrankenhaus eingerichtet werden soll. "Das ist eines der nächsten Projekte", so Franz-Josef Leifeld.

 

Der Verein bittet um Spenden auf

Spendenkonto: 
Sparkasse Westmünsterland
Kto.-Nr.: 350 40 401
BLZ:       401 545 30
Kontakt:
"Ein Herz für Senegal" e.V.

www.senegal-ev.de
Heiner Gehring
Ruf: +49 2566 - 1369


Wasser sprudelt aus über 60 neuen Brunnen

Kreis Coesfeld / Thiés - Die Delegation des Vereins "Ein Herz für Senegal" hat sich in Mont Rolland über den Stand des Bewässerungsprojekts, das gemeinsam mit der Caritas durchgeführt wird, informiert. Mit Hilfe eines aus dem Kreis Coesfeld gespendeten Bohrwagens konnte dort ein Brunnen gebohrt werden. "Der Wasserturm ist jetzt auch fast fertig", berichtete Franz-Josef Leifeld. In Kürze soll aus dem Kreis Coesfeld noch eine Pumpe für die Anlage zur Verfügung gestellt werden.

Franz-Josef Leifeld: "Alles Notwendige für die Installation hat unser Vorsitzender Heiner Gehring bereits abgesprochen." Wenn die Anlage fertig ist, können 15 Hektar landwirtschaftliche Fläche bewässert werden. Der doppelte Nutzen: "Die Menschen aus mehreren umliegenden Dörfern können Gemüse für den Eigenbedarf anbauen, aber auch für den Verkauf auf dem Markt." Um Wasser zu sparen, soll beim Gemüseanbau erstmals ein in Deutschland schon bewährtes System zum Einsatz kommen: die Tröpfchenbewässerung.

 

Mit dem Bohrwagen aus dem Kreis Coesfeld sind bereits über 60 neue Brunnen gebohrt worden, alle in kleineren Dörfern, so Franz-Josef Leifeld. Das nächste Brunnen-Projekt ist bereits anvisiert: In Lehar soll für zehn umliegende Dörfer kostbares Nass aus der Tiefe geholt werden.