"Sie haben so wenig und teilen alles"

Billerbecker Anzeiger
Stephanie Dircks

Mittwoch, 28. Februar 2018


Herzlicher Empfang: Die Schüler freuen sich über ihr neues Gebäude, das nun eingeweiht worden ist und mit Hilfe der Initiative gebaut wurde.
Herzlicher Empfang: Die Schüler freuen sich über ihr neues Gebäude, das nun eingeweiht worden ist und mit Hilfe der Initiative gebaut wurde.

Billerbeck - Sie sind gerade erst wieder in Billerbeck, doch die Planung für die nächste Reise haben sie schon im Kopf. Seit 2014 reisen Jessica Meinert und Denise Langner regelmäßig in den Senegal. Viermal haben die beiden Billerbeckerinnen dem afrikanischen Land einen Besuch abgestattet – für den humanitären Einsatz der Hilfsorganisation „Ein Herz für Senegal“.

Zwei Wochen waren sie nun dort, haben viel erlebt. Im Ort Nghonine waren die beiden jungen Frauen. „Wir waren dort bei 

Herzlicher Empfang: Die Schüler freuen sich über ihr neues Gebäude, das nun eingeweiht worden ist und mit Hilfe der Initiative gebaut wurde.


einer Schuleinweihung“, sagt Jessica Meinert. Im vergangenen Jahr sei beschlossen worden, eines der Schulgebäude abzureißen, weil es alt war, und ein neues zu bauen. Die beiden 28-Jährigen haben sich vor Ort ein Bild vom Neubau gemacht. Der Radius des Umkreises, aus dem die Kinder kommen, die die Schule besuchen, ist groß. „Sie müssen teilweise fünf bis sechs Kilometer zur Schule laufen – morgens hin und abends wieder zurück“, so Jessica Meinert. Die meisten Kinder besäßen nicht einmal eine Geburtsurkunde, weil sie Geld koste und für die Eltern nicht wichtig sei. „Die Kinder können zwar trotzdem zur Schule gehen, aber keinen Abschluss machen“, erzählt Denise Langner. „Deswegen sagen wir den Eltern und Lehrern auch immer wieder, wie wichtig die Geburtsurkunden sind.“ 

 

In einem anderen Dorf haben sie sich zusammen mit der Caritas eine Krankenstation, die überwiegend für Geburten ist, angeschaut. „Da war die Solaranlage kaputt und wir haben uns darum gekümmert, dass sie repariert wird“, so Denise Langner.  Auch einen Kindergarten unterstützen sie vor Ort. Emotionales Ereignis auf der Reise war die Begegnung mit einem Jungen, der sich am ganzen Körper verbrannt hatte. „Wir haben ihn mit ins Krankenhaus genommen. Dort wurde er behandelt. Ohne Schmerzmittel, weil sie einfach zu teuer sind. Er musste so viel leiden. Das kann man wirklich nicht gut haben“, erzählt Jessica Meinert. „Das war einfach Schicksal, das wir genau zu der Zeit, als sich der Junge verbrannt hat, in dem Dorf waren und ihm helfen konnten“, sagt Denise Langner.

Die Initiative „Ein Herz für Senegal“ will Hilfe zur Selbsthilfe leisten. „Wir wollen nicht einfach hinfahren, was ändern und wieder wegfahren“, betont Denise Langner. Vor ihrer Reise hat sie zusammen mit Jessica Meinert und anderen Ehrenamtlichen einen großen Container beladen, der die Reise von Hamburg über den

Die Gruppe: (v.l.) Denise Langner (4. Reise), Franziska Niehues (1. Reise), Eva Lammers (1. Reise), Pierre Ndione (Direktor der christlichen Schulverwaltung), Luisa Gehlmann (1. Reise), Jessica Mei- nert (4. Reise), Stephan Gehring (2. Reise) und Jonas Zumbrink (2. Reise)

Seegweg in den Senegal angetreten ist – unter anderem mit Schülerpulten, Stühlen, Schulranzen, Papier, Solarpanelen, Krankenhaus-Verbrauchsmaterialien und Arbeitskleidung. Die beiden Billerbeckerinnen, die sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr


engagieren, helfen gerne. „Wenn man sieht, wie die Menschen sich freuen, ist das schön“, betont Jessica Meinert. „Die Leute sind so freundlich. Sie sind glücklich mit dem, was sie haben.“ Und: „Sie haben so wenig und teilen alles trotzdem mit einem.“

 

Der Senegal sei musimisch geprägt, Christen seien in der Unterzahl. „Aber das ist kein Problem. Religionen spielen keine Rolle. Die Menschen leben zusammen.“ Durch die Reisen werde man wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. „Man merkt immer wieder, was wir hier in Deutschland für Luxus-Probleme haben“, sagt Denise Langner. Die Ehrenamtlichen der Initiative, die sich 2004 in Holtwick gegründet hat, fliegen aus eigener Tasche in den Senegal. Auch die Kosten für Essen und Unterkunft zahlen sie selbst. „Alle Spenden kommen nur den Projekten zugute“, so Jessica Meinert. 

 

Wer der Initiative „Ein Herz für Senegal“ etwas spenden möchte, kann sich an den Verein oder direkt an Jessica Meinert (E-Mail: jessica.meinert@web.de) wenden. | www.senegal-ev.de