Im Senegal:            „Herrencreme à la Alte Post“

Westfälische Nachrichten (Nottuln)

Dieter Klein

Freitag, 29. Februar 2008


Nottulln-Schappdetten - Mit einer Reihe von In-sektenstichen, vor allem aber mit einer Unmenge von Eindrücken kehrte jetzt Marion Rütering, Inha-berin und Küchenchefin des Schapdettener Hotel-Restaurants „Zur alten Post“, von einer Reise in den Senegal zurück. Zusammen mit den Schapdette-nern Heike Salewski sowie Karsten & Gerda Danker wollte sie in dem afrikanischen Land die Arbeit des kreisweit tätigen Vereins „Ein Herz für Senegal“ – mit Martin Cauvet, Reinhard Schriever, Peter Fall-brock und Sascha Pantleon – begleiten. Dass sich daraus weit mehr als eine der üblichen Touristiktouren entwickelte, empfindet Marion Rütering im Nachhinein als Glück.

 

Die Hilfsgruppe aus dem Kreis Coesfeld ist in der 200.000-Einwohner-Stadt Thiès längst eine feste Größe. Denn seit Jahren bauen die Männer dort an neuen Brunnen, errichten Werkstätten, unterstüt-zen Kindergärten sowie Krankenhäuser und helfen überall in den Dörfern, wo Not am Mann ist.

 

Gleich in der ersten Nacht wurden die Schapdette-ner im Hotel „Rex“ unsanft geweckt: „Der Container aus Deutschland ist angekommen. Alle Mann zum Lager. Ausräumen, Hilfsgüter portionieren, verpak-ken und lagern.“

 

Rund 40 Tonnen Hilfsgüter waren angekommen, darunter hauptsächlich Medikamente und medizini-sche Geräte vor allem auch zum Messen von Blutdruck und Blutzucker. Die Senegalesen essen vor-wiegend Hirse und Reis, und das mit Unmengen von Zucker gesüßt. So haben viele Einheimische Pro-bleme mit Diabetes.

Weiter befand sich im Container eine große Ladung Plastikrohre, eine Spende der Stadtwerke Mün-ster, um die sich Reinhard Schriever bemüht hatte. Der Verein kann diese Rohre gut gebrauchen für den Bau neuer Wasserleitungen.

 

„Zum Duschen gab es nur kaltes Wasser, zum Frühstück Marmelade und eine Art Baguette, zu Mittag und zum Abend konnte man wählen zwischen Omelette, Süßkartoffeln, einheimischem Gemüse und Fisch“, berichtet Marion Rütering. Die gelernte Köchin schüttelt sich bei dem Gedanken daran: „Wer die Milliarden von Fliegen auf dem Fischmarkt gesehen hat, wusste, was er zu bestellen hatte.“

Dagegen lobt sie das senegalesische Bier der Marke „Flag“. „Schmeckte gut und kostete nicht viel. Dafür war der dort selbst gebrannte Whiskey, die Flasche zu umgerechnet 3,00 Euro, für uns Europä-er ungenießbar.“ Nach Vorgesprächen mit dem erfahrenen Martin Cauvet, der bereits mehrmals im Senegal war, hatten sich die Schapdettener zur täglichen inneren Desinfektion allerdings auch eigenen Whiskey mitgebracht.

 

Als es sich im Hotel herumgesprochen hatte, dass hier eine „deutsche Küchenchefin“ logiere, musste Marion Rütering „Herrencreme à la Alte Post“ herstel-len, oder besser gesagt: zaubern. Marion Rütering: „Das war nicht ganz einfach. Es gab keine Sahne und erst auch nur Ziegenmilch. Aber irgendwie klappte es dann doch.“

 

Die Senegalesen sind freundlich und aufgeschlos-sen, aber sehr arm. Arbeit gibt es nur für wenige. „Unser Hotel-Kellner Eugen verdient am Tag umge-rechnet 1,50 Euro. Und das bei vier Kindern. Und dennoch war er immer höflich und aufmerksam“, schildert Marion Rütering und zieht persönlich Bilanz: „Überhaupt – das afrikanische Herz schlägt wohl etwas langsamer als unseres. Und das hat mir, wie allen anderen Mitreisenden, auch gut getan. Man fährt eine Gangart zurück und macht Joga für die Seele. Zurück im täglichen Stress hoffe ich, davon noch eine ganze Weile etwas zu haben.“